Unsere Erlebnisse in Bosnien

12 Jugendliche aus Berlin haben in den Herbstferien ihren Blick einmal in den Südosten Europas gerichtet. Dort erwartete sie mit dem Balkan die Alte Welt voller Geheimnisse und einer Geschichte an der Schnittstelle zwischen Orient und Okzident. Sie reisten mit dem Team von Kinder brauchen Matsch nach Bosnien, einem Naturreichen Land das wenig im europäischen Bewusstsein vorkommt. Die religiöse, ethnische und kulturelle Vielfalt ist dort schon lange Tradition. Neben vielen traurigen Ereignissen in diesem wunderschönen Land geben die Menschen durch ihre positive Ausstrahlung Hoffnung für Frieden und Völkerverständigung. Gemeinsam mit bosnischen Jugendlichen erfuhren sie diese positive Energie und entdeckten eine wichtige, aber vergessene Region im Herzen Europas. Gesa beschreibt die Reise aus ihrer Sicht.

 

Samstag, 21.10.2023
Mit zwei Stunden Verspätung starten wir endlich in unsere Herbstferien. An Bord sind drei Busfahrer, die kein Wort deutsch sprechen, zwei kleine Kinder und viele Bosnische Landsleute. Und naja wir, 12 Jugendliche aus Berlin die total entnervt vom Warten in der Kälte sind. Die Busfahrt ist gefühlt unendlich, aber endet irgendwann nach Grenzkontrollen, Raucherpausen und Partys in der letzten Reihe.

Sonntag, 22.10.2023
Es ist so in etwa mittags als wir endlich in Sarajevo ankommen. Ich habe vier Stunden geschlafen und Hunger, der Sonnenaufgang war schön und der Rauchgeruch aus den Lungen der Busfahrer ist endlich vorbeigezogen. Nach einer wortwörtlich rasanten Taxifahrt kommen wir in unserem Hostel an, ein rosa Haus mitten in der Altstadt und umgeben von Bars, traumhaft schön. Wir liegen ein paar Stunden flach in unseren Betten, aber entschließen uns, am Abend nochmal aktiv zu werden.

Montag, 23.10.2023
Unser erster richtiger Tag starten mit einem hammermäßigen Frühstück in einer Bäckerei (deutsches Essen ist nichts dagegen). Ich hole mir noch eine neue Zahnbürste bei dm, weil meine eigentliche Zahnbürste verunglückt ist. Wir lernen Dzewada, unsere Reiseleiterin kennen und begeben uns auf eine alles umfassende Stadtführung. Danach sind wir alle ziemlich alle (haha) und machen eine Pause. Abends gehen die, die noch wollen einen Tee trinken und es stellt sich heraus, dass man mehr gemeinsame Freunde hat, als erwartet.

Dienstag, 24.10.2023
Wir treffen Schüler einer Islamischen Schule, ein Elite-Internat wie es scheint. Alle sind superfreundlich und wir besichtigen ihre Schule. Am Ende gehen wir alle zusammen ins Café (wir waren ziemlich viele Jugendliche und brauchten dementsprechend viel Platz). Man versteht sich und so werden auch schon Instas, Snapchats und Telefonnummern ausgetauscht. Am Abend gehen wir gemeinsam Tanzen (so hat man uns das zumindest gesagt). Tanzen tun eher die Tänzer aber auf einem unglaublichen Niveau. Es sind Volkstänze mit schneller Musik und viel Geschrei und wir sind begeistert. Die Tänzer zeigen uns ihren Kostümfundus und alle sind beeindruckt, diese Leute leben ihre Traditionen und ihre Geschichte. Sie sind der Ansicht, dass man nur wenn man sich mit der eigenen Geschichte befasst etwas mitnehmen und lernen kann und das ist etwas, was wir alle tun sollten.

Mittwoch, 25.10.2023
Früh morgens (nicht ganz so früh) holt uns ein Fahrer mit seinem Kleinbus ab und wir machen uns auf den Weg nach Mostar. In Mostar rutschen wir durch die Stadt (im wahrsten Sinne des Wortes) und besichtigen eine Moschee mitsamt dem Minarett und eine riesige Brücke. Tolle Fotos werden geschossen und dann geht es auch schon weiter in eine andere Medresse (auch keine Ahnung wie man das schreibt), wo die Schüler uns beibringen, wie man mithilfe eines kleinen Stöckchens wunderschöne kalligraphische Kunst fabriziert. Weitere Freundschaften entstehen und Telefonnummern werden getauscht.

Donnerstag, 26.10.2023
Wir stehen früh auf und setzten uns wieder in den Bus, auf dem Weg nach Srebrenica. Kaum einer von uns ahnt, wie emotional der Tag wird. Die Geschichte dieses Ortes und des ganzen Landes, in dem wir uns befinden nimmt uns mit. Uns wird schmerzhaft bewusst, was vor nicht allzu langer Zeit geschehen ist. Noch etwas betrübt geht es weiter zu einem Ort an dem Kinder wie in einem Internat leben. Nach einem guten Mittag gehen wir zusammen raus und versuchen Volleyball zu spielen. Wir wechseln zu Fußball, die Jungs spielen gegen die Jungs (Bosnien gegen Deutsche) und die Jungs verlieren (unsere Jungs). Das kann man aber als Fußball Nation nicht so einfach auf sich sitzen lassen und so kommt es zu einem Duell zwischen den Mädchen beider Länder. Ein schweißtreibendes Spiel mit Toren, Fouls und Freistößen ohne Ende. Wir deutschen Mädels gewinnen knapp (3:2) und sind euphorischer denn je. Es ist ein Teambuildinger Moment (ich weiß, das Wort gibt es nicht).

Freitag, 27.10.2023
Eigentlich wollten wir auf einen Berg steigen, das Wetter war aber so schlecht, dass wir es dann doch verschoben haben. Wir hatten also den ganzen Tag Freizeit und noch einmal die Gelegenheit für unsere Freunde und Familie einzukaufen. Arwen, Viktor, Dzewada, Nedime, Ender und ich waren in der Kaisermoschee beten (zum Freitagsgebet). Das war eine tolle Erfahrung für mich, zu sehen wie so viele verschiedene Menschen zusammenfinden, um gemeinsam zu ihrem Gott zu beten.

Samstag, 28.10.2023
Wir gehen morgens noch ein letztes Mal zusammen frühstücken, dann machen wir uns gemeinsam auf den Weg zum letzten Treffen mit Dzewada. Mit Gondeln fahren wir auf den Berg von Sarajevo, wo die Olympischen Spiele 1984 stattfanden, und klettern auf den Bobbahnen herum. Einige Kratzer und blaue Flecken später sind wir auf den Weg zum Busbahnhof. Es heißt auf Wiedersehen Sarajevo.

Sonntag, 29.10.2023
Die letzten Stunden zusammen sind nicht gerade filmreif, eher entspannt und schläfrig. Drei Grenzkontrollen machen wir mit und kommen ohne Tabak in Deutschland an. Berlin, unsere Heimat: wir werden mehr oder weniger feierlich empfangen und sind von der Kälte überrascht. Unsere Reise endet mit neuen Freundschaften und vielen Umarmungen. Wir alle haben viel gelernt, über uns selbst, die anderen und das Land, in dem wir so herzlich aufgenommen worden sind. Die Reise war ein Geschenk und voller Erfolg für uns.

Ganz ehrlich? Das war eine wirklich tolle Reise! Ich habe unendlich viel gelernt und kennengelernt, viele neue Freunde gefunden und Triléche probiert, Spaß gehabt und viel über den Islam und die Bosnische Kultur gelernt. Ein absoluter Erfolg für mich.

Zurück zur Übersicht